Donnerstag, 18. Juli 2013

Eine Journalistikstudentin, über die weltweiten sozialen Unruhen



Das Erwachen einer Generation


Wir schreiben das Jahr 2013 und zu dieser Zeit leben unglaublich viele Jugendliche auf der Welt. So viele wie noch nie in der Weltgeschichte (Quelle: esa.un.org). Ebenso hoch ist die Arbeitslosigkeit dieser Jugendlichen. Die Arbeitslosigkeit der jungen Erwachsenen hat in den letzten Jahren bisher nicht da gewesen hohe Zahlen erreicht. Deutschland ist nicht ganz so weit vorn mit 9% im Gegensatz zu beispielsweise Griechenlands oder Spaniens Zahlen. Dort liegt die Arbeitslosigkeit bei inzwischen 45% bzw. 46% (Quelle: http://www.diw.de).
Perspektivlosigkeit herrscht, wo man nur hinblickt. Die dadurch entstehende Unzufriedenheit ist einer der Gründe, weshalb die jungen Menschen beginnen, sich mit anderen, aber ähnlichen Themen zu beschäftigen, die ebenfalls Staat und Politik betreffen.
Sie blicken genauer hin, und hinterfragen die Vorgänge in ihrem Land. Sie wollen wissen, warum es ihnen so geht, wie es ihnen derzeitig geht. Es beschäftigt sie, was der Staat dafür oder dagegen tut. Brasilien ist hierfür ein gutes Beispiel: für die anstehende Fußball-WM in Brasilien wurden Stadien erbaut, für die ursprünglich 414 Millionen Real (in Euro umgerechnet: 142 Millionen) berechnet wurden – was für Brasiliens soziale Zustände bereits unangemessen viel ist - aber schlussendlich wurden einer Schweizer Studie nach sogar 3,7 Milliarden Real dafür ausgegeben. Dabei gibt es so viel wichtigeres, wofür diese Gelder dort benötigt würden: Die Bevölkerung will keine Fußball-Stadien haben, sie verlangt nach Krankenhäusern, mehr Bildung und Arbeit. Die zumeist jungen Leute sind seit Anfang Juni 2013 auf den Straßen in Brasilien, um für ihre Rechte einzutreten und zu kämpfen.
Dass die Vernetzung der jungen Menschen dort so gut funktioniert, hängt auch damit zusammen, dass es heute das Internet gibt mit seinen sozialen Netzwerken. Dort bespricht man sich, sammelt Informationen, verbreitet sie und ruft zu Demonstrationen auf. Entscheidend ist dann, dass online und offline miteinander verschmelzen – bedeutet, dass die Menschen dann auch wirklich aufstehen und etwas für ihre Bedürfnisse und Wünsche in ihrem Land tun.

Ähnlich ist die Situation in Ägypten: Seit Beginn dieses Jahres nahmen in der ägyptischen Gesellschaft die Protestbewegungen zu.
Der Mitte des Jahres 2012 zum ägyptischen Staatspräsidenten gewählte Mohammed Mursi, hatte im November 2012 eine Verfassung der islamistischen Muslimbruderschaft durchgesetzt, welche die Rechte zum Großteil durch Einschränkungen und vage Formulierungen zerstörte. Die außerdem hohe Arbeitslosigkeit und die Inflation durch eine schlechte Wirtschaftslage in Ägypten führten zu den Aufständen des Volkes. Im Juni begannen dann die größer-flächigen Proteste gegen Mursi und dessen Regierungsform. Das Volk verlangte ein Entgegenkommen des Präsidenten, was das Militär sogar unterstützte. Es kündigte am 1. Juli an, sollte Mursi nicht binnen 48 Stunden den Forderungen nachkommen, werde es den Präsidenten seines Amtes entheben. So kam es dann auch.
Das war ein sehr wichtiger Schritt für das Land und ebenso für den Rest der Welt. Die Völker der anderen Länder haben diese Vorgänge in Ägypten über das Internet und Fernsehen mit-verfolgen können. So wurde das ägyptische Volk zu einem großen Vorbild für alles da noch Kommende.

Zeitgleich waren – und sind immer noch – in der Türkei, genauer gesagt in Istanbul, derlei Bilder zu sehen. Hier fingen die Revolten am 28. Mai 2013 an. Im Istanbuler Gezi-Park sammelte sich Ende Mai eine kleinere Traube von Menschen, um gegen die Bebauung der letzten Grünfläche Istanbuls zu demonstrieren. Nach zwei Tagen räumte die Polizei den Park mit Wasserwerfern und Gasangriffen, welche einige Menschen das Augenlicht gekostet haben.
Dieses gewaltsame Vorgehen der Istanbuler Polizei brachte erstmals die Gesamtsituation zum Eskalieren: Die Einwohner, die diese Geschehnisse verfolgten, und bereits seit Jahren durch die Islamisierung der eigentlich säkularen Republik Türkei Wut und Unverständnis gegen die Regierung aufgestaut hatten, gingen auch auf die Straßen, um gegen die faschistische Regierung und somit für ein freieres, friedlicheres Leben zu kämpfen.
Die Massenmedien zeigten keinerlei Bilder dieser Aufstände und versuchten so, einer Ausweitung des Ganzen entgegenzusteuern. Doch innerhalb weniger Stunden verbreitete die Bevölkerung die Bilder und mit Handys aufgenommene Videos über das Internet und sorgte so dafür, dass das ganze Land in kürzester Zeit Bescheid wusste und sodann zu zehntausenden auf die Straße ging. Selbst im Ausland versammelten sich Türken, um ihre Solidarität für die Menschen in ihrer Heimat zu zeigen.
Erdogan nahm jedoch keinerlei Kritik an und kam dem Volk ebenso in keiner Hinsicht entgegen. Die friedlichen Demonstrationen erwiderte er mit Gewalt, was zu noch mehr Aufständischen führte.
Das Volk gibt nicht auf. Noch heute (15.7.) ist das türkische Volk auf den Straßen und gibt den Park und ihre Rechte nicht her. Sie wollen durchhalten und es den Ägyptern nachmachen und etwas verändern. Ihnen ist mehr oder weniger bewusst, dass die ganze Welt über das Internet (da die Medien kaum über sie berichten) auf sie blickt und sie somit genauso wie das ägyptische Volk eine Vorbildfunktion haben.

Es ist ein Wandel zu spüren. Die Völker der Welt rücken mehr und mehr zusammen, um füreinander einzustehen. Sie spüren, dass sie im Grunde alle eins sind und die Spaltung und Trennung der Rassen und Religionen zu nichts führt. Wenn es um Freiheit und Frieden geht, rücken Nationalität, politische und religiöse Ansichten in den Hintergrund.
Die Völker wollen nicht mehr alles hinnehmen, was ihre Regierungen ihnen vorsetzen. Die Wahrheit wird nicht mehr überall auf dem Silbertablett serviert und mit Messer und Gabel gegessen: viele setzen sich ans Internet und recherchieren sich nächtelang durch unabhängige Quellen durch; sie treffen sich mit Freunden und diskutieren über die Ungerechtigkeiten im eigenen Land, oder anderer, fernerer Länder – sie steigen ein in die Welt des Unausgesprochenen und nehmen sich bildlich gesprochen ein Megaphon und schreien die Wahrheit in die Welt hinaus.
Viele sehen natürlich noch immer weg, das ist sogar der Großteil der Menschen, doch wachen immer mehr von ihnen aus ihrem Winterschlaf auf und machen sich auf den steinigeren Weg hinter die Kulissen.

Dass der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden vor wenigen Wochen die Machenschaften der NSA mithilfe ihres Online-Spionage-Programmes „PRISM“ öffentlich machte, ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass die Wahrheit nur noch unter einer ganz dünnen Eisschicht lauert, bereit dazu, durchzubrechen und sich in den Köpfen der Menschen auszubreiten und sie für eine weltweite Revolution mobil zu machen.
Snowden hat sich sehr weit vor gewagt und riskierte damit wahrscheinlich sein Leben.
Es ist spürbar, dass dazu immer mehr Menschen bereit sind. Einige müssen die Schwelle der Bequemlichkeit nur noch überqueren, um dann offenen Auges und Ohres durch die Welt zu gehen, bereit, die Wahrheit zu empfangen – so wie der deutsche Schriftsteller Christian Morgenstern sagte: „Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist.“

Und dann wird der Wandel nicht mehr zu stoppen sein.

1 Kommentar:

  1. Mein reden!!!. Es gilt taube Ohren wieder empfänglich zu machen für die Sprache der Menschheit. Ein Traum währe es wenn die Menschheit für Afrika in den Krieg zieht, um dort die Verbrechen an den einzelnen Menschen zu beenden. Welche Waffe man wählen sollte??. Standhaftigkeit, Geduld, Aufklärung und Bildung. Das ist meiner Meinung das grösste Ziel in unserer heutigen Welt. Wenn Afrika befreit ist, ist es die ganze Welt..

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